Prof. Dr. Spranger

In der Geschichte der abendländischen Bestattungskultur spielen die Haare Verstorbener seit jeher eine gewichtige Rolle. Dies gilt nicht nur im kirchlichen Kontext, wo Haare regelmäßig als „Reliquien erster Klasse“ gedient haben und dienen‘, sondern auch bei „Jedermann-Bestattungen“: sogenannte „Zimmerdenkmale“, also aus den Haaren Verstorbener gefertigte Bilder oder Kranzkästen, können unter anderem im Kasseler Museum für Sepulkralkultur bewundert werden.

Wenngleich diese besondere Form des sepulkral-kulturellen Kunsthandwerks heute nicht mehr zu beobachten ist, gehört die Aufbewahrung einer Haarsträhne des Verstorbenen nach wie vor zu den üblichen Ritualen des Andenkens und der Trauerbewältigung.