Eine Kundin von Algordanza berichtet – 06-2021 – Eternity Magazin
Wenn Petra Erdmann abends zu Bett geht, nimmt sie die Halskette ab, legt sie so auf den Nachttisch, dass die hellblau funkelnde Seite des Diamantanhängers zu ihr zeigt und dann sagt sie: „Gute Nacht, Schatz“. Gut anderthalb Jahre sind vergangen, seit ihr Mann Hans-Jürgen Erdmann an einem aggressiven, nicht-operablen Bronchialkarzinom verstorben ist. Nur 66 Jahre ist er geworden, über 30 Jahre davon hat Petra Erdmann mit ihm verbracht, und „wir waren eine perfekte Symbiose“. Seine Asche hat sie zu dem hellblauen Erinnerungsdiamanten verarbeiten lassen, den sie nun immer bei sich trägt. „Er hat die gleiche Farbe wie seine Augen“, sagt sie. „Und dieser Stein ist jetzt das Wichtigste in meinem Leben. Ohne ihn hätte ich das alles nicht geschafft“.
Dass eine Diamantbestattung das richtige für die Eheleute sein würde, stand schon fest, bevor Hans-Jürgen Erdmann krank wurde. „Wir hatten uns schon 2006 einmal mit dem Thema Sterbevorsorge befasst“, erinnert sich die 59jährige Physiotherapeutin, die in Rostock eine eigene Praxis betreibt. „Was wäre gewesen, wenn mir etwas zugestoßen wäre? Die Praxis, die Mitarbeiter, alle betriebswirtschaftlichen Dinge? Ich wollte das damals regeln. Und so kamen wir auch auf die Themen Vollmacht, Testament, Patientenverfügung und schließlich zur letzten Ruhestätte“.
Sie als gebürtige Thüringerin und „Bergkind“, er als Mecklenburger und „Seemensch“ hatten zunächst unterschiedliche Vorstellungen. Ein Friedwald, das war der Kompromiss. Doch nach einem Besuch vor Ort wurde diese Idee wieder verworfen und das Thema vertagt, bis der Zufall – oder die Fügung, wie Petra Erdmann meint – einen Kontakt zu Frank Ripka von der Algordanza schuf.
Mitten in der Natur in dem kleinen Bestattungswald Pax Montana in den Schweizer Alpen wurde die verbliebene Kremationsasche beigesetzt.
„Ich hatte ihn gefragt, was er beruflich macht. Und als er von moderner Trauerkultur sprach und mir von den Erinnerungsdiamanten erzählte, hatte ich gleich das Gefühl, das könnte etwas für meinen Mann und mich sein.“
Aber die Kosten? Ein echter Diamant, das sei doch sicher unbezahlbar? Ein Blick in die Firmenbroschüre zeigte den Eheleuten: „Doch, das geht. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon eine Sterbegeldversicherung über 10.000 Euro abgeschlossen, und der Diamant, den wir uns aussuchten, sollte 5.100 Euro kosten. Wir waren uns einig, dass es ja nicht unbedingt der größte Diamant sein müsste, die Größe war uns nicht wichtig“, entschieden sie.
Dass sie schon drei Jahre später die Dienste des Schweizer Unternehmens in Anspruch nehmen würden, ahnte damals noch keiner.
2019, an einem Novembersonntag, nahm Petra Erdmann wieder den Kontakt zu der Algordanza auf. Ihr Ehemann war nur ein Jahr nach der Krebsdiagnose verstorben und nun musste seine Beisetzung geregelt werden. Ein Rostocker Bestatter wurde beauftragt, der Einäscherung und Trauerfeier übernahm und sich auch um die Überführung der Urne in die Schweiz kümmerte.
Dort im Hauptsitz des Unternehmens in Domat/Ems wurde aus 500 g der Kremationsasche der verbliebene Kohlenstoff extrahiert, in Graphit umgewandelt und danach in einer speziellen, mit Schweizer Präzision in Handarbeit gefertigten Wachstumszelle unter extremem Druck von rund 60.000 bar und hoher Temperatur von 1.400°C zu einem Diamanten transformiert. Was bei der natürlichen Entstehung im Inneren der Erde Tausende von Jahren in Anspruch nimmt, dauert in den Diamantpressen von Algordanza nur wenige Tage. Bis zur Übergabe des Diamanten liegen, je nach Größe, in der Regel nur vier bis acht Monate.
Und so durften Petra Erdmann und ihre Stieftochter Sandra im Frühsommer in die Schweiz reisen, um dort den fertigen Diamanten in Empfang zu nehmen. „Ich habe mir die Firma ansehen dürfen und gesehen, wie die Steine entstehen. Und das Wichtigste war, dass ich gesehen habe, dass es dort Maschinen gibt, aber in erster Linie Menschen arbeiten“, berichtet sie. „Ich habe den jungen Mann mit dem Pferdeschwanz jetzt noch vor Augen, wie er mit seinen weißen Handschuhen die Steine anfasst, ganz behutsam und ganz liebevoll.“
Und dann der große Moment, als sie den hellblauen Stein entgegennehmen durfte. „Er war verpackt in einem wunderschönen Zirbenholzkästchen. Das ganze Zimmer duftete nach Zirbenholz. Es war warm und sonnig und eine wunderbare Atmosphäre“, schwelgt sie in den Erinnerungen an diesen entrückten Tag.
„Die Urne mit der nicht benötigten Asche hätte danach auch in Deutschland beigesetzt werden können, aber nachdem wir die Fotos von dem kleinen Naturbestattungswald Pax Montana gesehen hatten, hatte ich mit meinem Mann gemeinsam entschieden, dass wir beide dorthin wollen“. Der Friedhof befindet sich in der Nähe von Poschiavo in den idyllischen Schweizer Alpen im südlichsten Tal des Kantons Graubünden, gut zwei Stunden vom Firmensitz entfernt.
Im Auto ging`s also von Domat/Ems nach Poschiavo, die Urne „nicht etwa im Kofferraum, sondern im Rucksack auf der Rückbank angeschnallt“. Um in das abgelegene Waldstück zu kommen, braucht es festes Schuhwerk, dafür bietet es eine idyllische Ruhestätte zwischen Bäumen, kleinen Bächen und beeindruckenden Bergen. „Ich würde die Stelle gleich neben dem Wasserfall, an der mein Mann nun beigesetzt wurde, immer wiedererkennen. Man kann jederzeit dorthin. Dieses Jahr möchte ich mit meinen Eltern hin und überhaupt in Zukunft noch öfters“.
Außerdem hat sie die Koordinaten bekommen. Daheim in Rostock ruft sie die Daten manchmal am Handy auf, um ihrem verstorbenen Mann nahe zu sein. Und eines Tages wird auch sie selbst dort ihre letzte Ruhe finden. „Auch meine Asche soll dort beigesetzt werden. Also das, was für meinen Erinnerungsdiamanten nicht benötigt wird. Die beiden Steine habe ich meiner Stieftochter Sandra vermacht. So weiß ich, dass mein Mann und ich eines Tages wieder zusammen sein werden“.